Der Zweitwohnsitz: Ein zweites Zuhause?
Über welche Art von Zweitwohnsitzen verfügen deutsche Vermögensmillionäre oder welche Objekte planen sie zu erwerben? Und sind Zweitwohnsitze seit Beginn der Pandemie attraktiver geworden? Einige der Fragen aus der aktuellen Zweitwohnsitz-Studie des Premiumimmobilienmaklers DAHLER & COMPANY, die gemeinsam mit Civey deutschlandweit 2.500 Vermögensmillionäre, die einen Zweitwohnsitz besitzen oder suchen, befragt haben. Die drei Hauptthesen der Studie: Größe schlägt Natur. Deutschland ist Zweitwohnsitzmarkt. Der Zweitwohnsitz hat an Relevanz gewonnen. „In den vergangenen zwei Jahren konnten wir beobachten, dass der Wunsch nach mehr Freiraum, nach privaten Rückzugsmöglichen, nach Alternativen zugenommen hat. Ebenfalls das Bedürfnis nach Planungsfreiheit, einer gewissen Unabhängigkeit“, erläutert Annika Zarenko, Geschäftsführerin der DAHLER & COMPANY Franchise GmbH & Co. KG. „Mit der Zweitwohnsitz-Studie wollten wir daher zum einen schauen, wohin es Interessenten sowohl im Inland als auch im europäischen Ausland zieht, und zum anderen einen Blick auf mögliche Trends werfen.“
Das Landhaus oder die Wohnung soll es sein
Vorrangig ging es um die Frage, welche Art einer Zweitadresse die Befragten bereits besitzen oder erwerben möchten. Dabei waren Mehrfachnennungen möglich. Im Ergebnis war das Wunschobjekt für 30,7 % der Studienteilnehmer ein Landhaus, für 27,7 % ist eine Wohnung der ideale Zweitwohnsitz, 22,8 % bevorzugen eine Villa, 21,2 % ein Strandhaus und 12,4 % ein Chalet. Wer dabei erwartet, dass es die Großstädter vorwiegend aufs Land zieht, wird überrascht. Viele Eigentümer eines Stadtwohnsitzes haben bereits eine zweite Adresse in einer anderen Stadt oder denken daran, eine weitere Wohnung zu erwerben. Auf den ersten drei Plätzen unter den Top-7 Städten Deutschlands, die einer Wohnung die erste Priorität geben, rangieren Düsseldorf (40,9 %), Hamburg (37,5 %), und Berlin (36,7 %). „Die Präferenzen zeigen, dass in Summe rund drei Viertel der Befragten als Zweitwohnsitz ein Haus besitzen oder suchen. Daraus lässt sich auch schließen, dass die Größe des Objektes durchaus relevant ist. Die Tatsache, dass bei über einem Viertel der Befragten eine Wohnung gewählt wurde, unterstreicht die Bedeutung des Zweitwohnsitzmarktes in Großstädten. Urbaner Lifestyle und Freizeitaktivitäten mit kurzen Wegen könnten da die entscheidenden Schlüsselfaktoren sein“, so Zarenko.
In Deutschland gehen die Standort-Präferenzen auseinander
Überraschend war das Ergebnis im Hinblick auf die Lage des Zweitwohnsitzes bei den Eigentümern und Kaufwilligen innerhalb Deutschlands. Für 13,1 % der Befragten ist eine Großstadt der bevorzugte Standort, etwa Berlin oder Hamburg. Explizit einen Zweitwohnsitz in einer anderen Großstadt wünschen sich 20,4 % der Befragten aus Berlin, 19,1 % aus Frankfurt am Main, 18,6 % aus Köln und 18,4 % aus Hamburg, 17,3 % aus Düsseldorf und 16,6 % aus München sowie 12,5 % aus Stuttgart. Bei Erweiterung der Betrachtung auf die Top-15 Städte Deutschlands, führt Dortmund das Ranking an: 22,4 % der befragten Dortmunder haben oder planen einen weiteren Wohnsitz in einer Großstadt.
Bei den klassischen Ferienstandorten zeigt sich, dass diese weiterhin gefragt sind: 10,7 % der Befragten sehen ihren Lieblingsstandort auf Sylt, 11 % an der Ostsee. 8,6 % haben oder planen eine Zweitadresse am Tegernsee, 5,1 % Prozent im oberbayerischen Fünfseenland und 4,6 % auf den Ostfriesischen Inseln. Immerhin 41,3 % antworteten: woanders. „Ein großer Teil der Befragten orientiert sich nicht an den klassischen Ferienstandorten: Dabei wird gewiss auch die Erreichbarkeit und Entfernung eine Rolle spielen. An den klassischen Ferienstandorten lässt sich dieser Treiber zum Beispiel an Antworten der befragten Münchner ablesen, die es in Richtung Fünfseenland und Tegernsee zieht“, erläutert Zarenko.
Spanien und Schweiz sind die Traumdestinationen im europäischen Ausland
Das Interesse an ausländischen Zweitwohnsitzen in Europa reicht bei den Befragten von Spanien bis Griechenland. Nach Italien zieht es 12,2 % der Befragten, nach Österreich 10,2 %. Für 9,9 % lautet das Ziel Frankreich und für 5,9 % Griechenland. Angeführt wird die Liste der konkret abgefragten Standorte aber von Spanien mit in Summe 17,7 % (9,6 % Balearen, 8,1 % Festland), gefolgt von der Schweiz (15 %). Unter den Top-15 Städten zeigt sich, dass die Zweitwohnungs-Eigentümer aus den westlichen Kreisen eher nach Frankreich ziehen, haben die Süddeutschen und zum Teil auch die Befragten aus den neuen Bundesländern Italien, Österreich und die Schweiz auf dem Radar. 18 % der Leipziger Befragten und 17,8 % aus München haben eine Adresse südlich des Brenners oder würden dort gern Eigentum erwerben. Die Norddeutschen hingegen zieht es eher auf die Balearen: Bremen (22,3 %), Region Hannover (12,2 %) und Hamburg (10,1 %).
Zweitwohnsitz gewinnt pandemiebedingt an Attraktivität
Von Interesse ist auch die Frage, ob die Zeitwohnsitze als Folge der Corona-Pandemie an Attraktivität gewonnen haben. 55,1 % der Befragten betonten: ja, auf jeden Fall oder eher ja. 31,3 % versicherten dagegen: nein oder auf keinen Fall. „Das zeigt, dass sich bei der Mehrheit der Wunsch nach Rückzugsmöglichkeiten verstärkt hat. „Besonders die Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren sprach sich mit über 70 % deutlich für die zunehmende Attraktivität von Zweitwohnsitzen aus. Dass im Schnitt jeder zweite Befragte mit Ja antwortete, unterstreicht unsere Beobachtung in den letzten Jahren. Wir gehen auch davon aus, dass dieser Trend anhalten und sich auf weitere Regionen neben den klassischen Ferienstandorten in Deutschland ausweiten wird.“
Daran schloss sich die Frage an, ob die Naturverbundenheit seit der Corona-Pandemie eine größere Rolle für die wohlhabenden Zweit- und Mehrfachwohnsitz-Eigentümer spielte. Das Ergebnis: Für 37,9 % spielt Naturverbundenheit eine größere Rolle, für 47 % nicht. „Dieses Ergebnis hat uns tatsächlich überrascht“, fasst Zarenko zusammen, „In Summe haben sich aber unsere Erwartungen bestätigt: Deutschlands Zweitwohnsitzmarkt hat an Attraktivität und damit auch an Relevanz gewonnen. Wir erwarten, dass die Interessenten noch stärker den Faktor der Erreichbarkeit miteinbeziehen und sich dabei auch die Aufenthaltsdauer entsprechend verlängern könnte. Die gewonnene Flexibilität im Arbeitsalltag vieler macht es möglich.“