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Deutschland

Interview

Kunst und Kolorit

Foto: Brita Sönnichsen

Spätestens seit der Ausstattung der Elbphilharmonie gehört das Kreativduo Eva Marguerre und Marcel Besau zu den Großen der Designszene. Ein weiterer Coup: das farbenfrohe Foyer des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe (MK&G). Foto: Brita Sönnichsen

Innenarchitektur, Produktdesign, visuelle Kommunikation: Worin liegt der Reiz Ihres interdisziplinären Ansatzes?

Jede unserer Disziplinen hat andere Herangehensweisen, andere Umsetzungszeitfenster und andere Herausforderungen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es allen Projekten sehr guttut, wenn wir offen denken und arbeiten. Bei Produktdesigns denken wir automatisch auch immer in Räumen, bei Interiorprojekten spielen die Möbel wiederum eine ganz große Rolle. Alle Arbeiten beeinflussen sich – das ist eine ganz besondere Qualität, die wir sehr schätzen.

Bei Ihrer Arbeit sind Farben wesentlich. Was begeistert Sie am Spiel mit leuchtenden Tönen?

Farben haben eine großartige Wirkung auf Menschen, Räume und Produkte. Diese Wirkung fasziniert uns immer wieder aufs Neue! Farben definieren und organisieren Räume und können sogar als Leitsystem fungieren, wie wir bei unserem Projekt für das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gezeigt haben. Farben können Möbeln und Räumen mehr Charakter verleihen, sie können sie lebendig oder statisch, anziehend oder zurückhaltend wirken lassen. Interiors in warmen Farben wie einem strahlenden Gelb scheinen näher zu rücken und sprechen eine Einladung aus, während schwarze Möbel sich eher vom Menschen entfernen und distanzierter wirken. All dies nehmen wir unbewusst auf. Wir haben lediglich ein diffuses Gefühl dafür, ob ein Raum einlädt, eine angenehme Atmosphäre vermittelt oder uns abweist. Für uns ist es das größte Kompliment, wenn wir hören, dass etwa das Museumsfoyer die Leute in seinen Bann zieht, dass sie sich dort wohlfühlen. Das haben wir zum großen Teil der Farbwahl zu verdanken.

Sie haben die Elbphilharmonie eingerichtet und nun das Foyer des Museums für Kunst und Gewerbe. Was fasziniert Sie an der Gestaltung von Kultur-Räumen?

An kulturellen Orten mitzuwirken ist für uns eine ganz besonders tolle Aufgabe. Dorthin kommen Besucherinnen und Besucher, um künstlerische Erlebnisse zu genießen. Sie bringen viel Zeit mit, sind offen für Inspiration, für Gestaltung, für schöne Dinge – und dazu dürfen wir mit unseren Entwürfen einen Teil beitragen. 

Wie viel kreativen Freiraum brauchen Sie für Ihre Entwürfe?

Unsere Arbeitsweise hat tatsächlich einen großen Einfluss auf die Qualität unserer Arbeit. Wir haben herausgefunden, dass wir viel Ruhe in und um uns herum brauchen, um kreativ zu sein. Wir benötigen nicht die klassische Inspiration durch Reisen oder Erlebnisse. Wir arbeiten eher aus uns heraus, gehen in die Natur und führen viele Gespräche, in denen wir uns langsam den Entwürfen nähern. Von Kundenseite wiederum lieben wir es, gute Briefings zu bekommen. Diese können auch gern eng gesteckt sein. Es ist ein toller Anreiz herauszufinden, was die beste Lösung für den Kunden ist. Wir arbeiten immer sehr individuell, um das perfekte Zusammenspiel aus unserer Identität und der des jeweiligen Kunden zu erzielen.

Was ist bei Ihnen zu Hause Ihr liebstes Möbelstück und warum?

Unser Lieblingsmöbel ist der Sessel „That“ der Firma E15 in Pink, entworfen von Stefan Diez. Dieser Sessel trifft nicht nur zu hundert Prozent unseren Geschmack, sondern hat für uns auch eine besondere Geschichte. Schon vor unserem Studium wollten wir einmal gern für das Unternehmen E15 arbeiten. Zudem war Stefan Diez unser Professor. Wir konnten während eines Praktikums bei ihm den Entwurfsprozess des „That“ miterleben.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade an einem Entwurf arbeiten?

Dann halten uns unsere zwei kleinen Kinder auf Trab. Man findet uns viel in der Natur, mit Freunden in unserem Garten, paddelnd auf der Alster oder auf Mountainbikes in den Bergen.

Verraten Sie uns ein Projekt, das Sie beschäftigt?

Wir haben die Aufgabe bekommen, die gesamte Farb- und Materialbibliothek der Firma Burgbad zu überarbeiten und neu zu gestalten. Farben und Materialien prägen die Produkte und die Marke in vielschichtigem Maße und sind damit sehr große Identitätsstifter. Wir freuen uns deshalb besonders über diese spannende Herausforderung.

 

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